AMEN und HELAU
Klüngelkopp, eine Kölner Band, singt „Niemols ohne Alaaf“. Doch am 04.02.24 wurde das bei uns in Bad Driburg spontan umgeschrieben. Da hieß es von der Kanzel „Niemals ohne Helau“. Das zu Beginn erwähnte Lied lief als Einzugsmarsch unseres diesjährigen karnevalistischen Gottesdienstes. So, nach diesem Satz hat manch einer sicherlich einen Knoten in der Zunge und ein Fragezeichen in den Augen.
Eine kurze Erklärung für alle „Nicht-Karnevalisten“: seit ein paar Jahren feiern wir im Iburgtal einen besonderen Gottesdienst zur 5. Jahreszeit. Besonders daran sind zwei Aspekte. Erstens feiern wir diesen Gottesdienst immer wieder gerne ökumenisch. Zweitens feiern wir diesen Gottesdienst bunt, abseits von klassischer Liturgie, mit vielen spontanen Elementen und sowohl mit Karnevalsmusik als auch mit geistlichem Liedgut.
Dieses Jahr, also in der Karnevalssession 2023/2024, waren wir zu Gast in der Evangelischen Kirche. Die Jahre zuvor haben wir St. Peter und Paul unsicher gemacht. Mittelpunkt unseres Gottesdienstes war ein Star unter den biblischen Texten: 1. Korinther 13. Wer so spontan nicht weiß, was dort steht und es genau wissen möchte: nachlesen. In kurzer Zusammenfassung: Glaube – Hoffnung – Liebe.
In der Vorbereitung fiel Vikar Lauschuss, Vertreter der katholischen Gemeinde, spontan dieser Text ein, denn was passt besser zu einem Dreigestirn der Karnevalsgesellschaft als ein solch prägnanter Dreiklang aus den wichtigsten Bausteinen, die uns gegeben sind. Glaube – Liebe – Hoffnung. Wir haben nun versucht sie Bauer, Jungfrau und Prinz zuzuordnen und haben es uns dabei nicht leichtgemacht. Ausprobiert haben wir alle möglichen Kombinationen. Herausgekommen ist dabei, dass wir uns zwar auf eine Variante einigen konnten, es aber doch wichtig ist alle 3 vereint zu lassen. Nicht nur das karnevalistische Regiment ist im Vertrauen aufeinander gebaut, sondern auch unser christlicher Glaube. Das „Miteinander“ spielt eine wichtige Rolle. Die Liebe wird zwar immer hervorgehoben, doch alleine stehen kann sie nicht. Sie bedarf dem Glauben an einen neuen Tag, dem Glauben an sich selbst, dem Glauben am Gegenüber. Ebenso bedarf sie der Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben, der Hoffnung auf einen starken Zusammenhalt, der Hoffnung auf Zuversicht.
Hier klingt es sehr tiefsinnig, doch wir haben in unserem Gottesdienst durchaus auch geschunkelt, gesungen und gelacht.
In dieser lockeren Atmosphäre konnten wir ebenfalls derer gedenken, die leider nicht mehr mit uns feiern konnten. Geleitet durch ein paar Textzeilen aus Trude Herrs „Niemals geht man so ganz“ haben wir uns bewusstgemacht, dass die Liebe, die wir durch unsere Mitmenschen erfahren dürfen uns auch über den Tod hinausbegleitet. In Erinnerung bleiben uns all die gemeinsam erlebten, berührenden Momente. Der Glaube bestärkt uns darin die Hoffnung nie aufzugeben, uns dieser Erinnerungen anzunehmen und sie mitzunehmen zu zukünftigen, fröhlichen Momente.
Wie jetzt wieder die Kurve zu einem nicht ganz so nachdenklichen Abschluss bekommen?
Ich muss gestehen, das ist schwierig. Es ging ja auch hauptsächlich darum mal einen Einblick zu geben, was wir da eigentlich so treiben bei einem Karnevalistischen Gottesdienst.
Man sieht: wir verbinden zwei Traditionen miteinander, suchen uns eine Schnittstelle und feiern damit einen Gottesdienst. Amen und Helau!
Text: Petra Koch, Vertreterin der evangelischen Kirchengemeinde
Bilder: D. Sander-Kanne